Florian Drechsler

Hallo Herr Drechsler, Sie haben uns nach Fürstenfeldbruck eingeladen. Vielen Dank dafür, dass wir Sie hier in Ihrem Haus besuchen dürfen. Ihre „Heldengeschichte“ handelt von einem älteren Herrn …

Florian Drechsler: Das ist richtig. Meine Geschichte liegt ca. ein Jahr zurück. Ich bin Taxi-Unternehmer und habe einige Stammfahrgäste – so auch diesen Herrn. Ich habe ihn wie gewohnt bei sich zu Hause abgeholt und wollte ihn zu seiner Dialyse-Einrichtung fahren. Der Herr kam mit seinem Rollator, am Arm seiner Ehefrau wie immer aus dem Haus. Ich war ihm beim Einsteigen behilflich und habe dann den Rollator in den Kofferraum geladen. Ich merkte schon beim Öffnen der Kofferraumklappe, dass plötzlich etwas anders war als sonst …
 

Was bemerkten Sie?

Florian Drechsler: Der Mann schnappte nach Luft und seine Ehefrau rief, ich solle schnell kommen. Ich habe gesehen, dass der Herr keine Luft mehr bekam. Ich habe sofort den Notruf, die 112, gewählt. In der Zwischenzeit ist der Herr ohnmächtig geworden.

 

 

 

Haben Sie den Notruf erreicht?

Florian Drechsler: Sofort. Es ging eine Dame ans Telefon, der ich die Situation kurz schilderte. Sie verstand direkt – und hat mich angeleitet, was ich tun soll, bis der Rettungswagen kommt.

Was genau hat Ihnen die Rettungsleitstelle gesagt?

Florian Drechsler: Die Dame war eine extrem gute Hilfe. Ohne sie hätte ich die Situation nicht so gemeistert. Ich habe mein Telefon neben mich gelegt und den Lautsprecher eingeschaltet. Zuerst sollte ich den Herrn aus dem Taxi holen und auf den Asphalt legen. Das war leichter gesagt als getan. Seine Ehefrau half mir so gut sie konnte. Wir haben es geschafft. Da es regnete, fiel es mir nicht leicht, den Herrn auf den nassen Asphalt zu legen.

„Die Rettungsleitstelle sagte mir aber, dass ich genau das tun müsse.“

Was haben Sie dann gemacht?

Florian Drechsler: Ich habe mit der Herzdruckmassage begonnen – ebenfalls unter Anleitung der Rettungsleitstelle. Das habe ich ca. 4 bis 5 Minuten gemacht. Und zwar mit Erfolg. Der Herr kam wieder zu Bewusstsein. Und kurz darauf kam auch der Rettungswagen.

 

 

Haben Notarzt und Rettungssanitäter übernommen?

Florian Drechsler: Ja, ich habe den Herrn in die professionellen Hände des Rettungsteams übergeben. Sie haben den Herrn direkt ins Krankenhaus gefahren.
 

Wissen Sie, wie es dem Herrn danach erging?

Florian Drechsler: Seine Ehefrau hat sich bei mir gemeldet und sich sehr bedankt. Meine Familie und ich haben einen Gutschein bekommen für ein tolles Abendessen, das wir sehr genossen haben. Und wir sind auch weiter mit dem Ehepaar in Kontakt geblieben. Leider ist der Herr einige Wochen nach dieser Rettungsaktion verstorben. Ich bin zur Beerdigung gegangen, was seine Ehefrau wiederum dankend aufgenommen hat. Ich sehe die Dame heute noch regelmäßig. Sie fährt weiter mit mir Taxi, wenn sie Besorgungen machen möchte oder einen Arztbesuch hat.

Was hat das Erlebte mit Ihnen gemacht? Haben Sie mit Ihrer Familie darüber gesprochen?

Florian Drechsler: Das Erlebte beschäftigt einen sehr. Natürlich habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen. Sie ist sogar vom Fach. Gleichzeitig überlegt man sich, ob man nicht seinen eigenen Erste-Hilfe-Kurs, der bei mir Jahre zurücklag, auffrischen sollte. Ich habe das auch in meinem Taxi-Unternehmen den Mitarbeitenden empfohlen. Denn lassen Sie es mich so formulieren: Ich bin sehr froh und stolz, dass ich diesem Ehepaar noch einige schöne gemeinsame Wochen bescheren konnte.

„Ich fühle mich deshalb aber nicht als Held.“

Die Hilfe, die ich geleistet habe, war selbstverständlich. Und das, was ich gemacht habe, kann und sollte jeder tun. Man kann ja nichts falsch machen. Jede Hilfe ist echte Hilfe in so einer Situation.

Das möchten wir als Schlusswort für alle Leserinnen und Leser so stehenlassen. Vielen Dank, Herr Drechsler, dass Sie uns Ihre Geschichte erzählt haben.